Ein geschichtlicher Überblick
Nach dem siebenjährigen Krieg (1756-1763) und dem Tod der Zarin Elisabeth I. wurde Zar Peter III. der Nachfolger (Enkel Peters des Großen). Mit ihm setzte sich die Romanow-Dynastie in der rein deutschen Linie Romanow-Holstein-Gottorp (Schleswig) fort. Kurz nach dem Friedenschluss zwischen Preussen und Russland am 19.6.1762 und der Ermordung Zar Peters II. bestieg seine Gattin, eine deutsche Prinzessin Sophie Friederike Auguste von Anhalt-Zerbst, als Katharina II. auf den russischen Thron.
Nach dem Manifest vom 22.7.1763 von Katharina II. der Großen mit dem Aufruf an Ausländer zur Einwanderung nach Russland wurden zuerst im Wolgagebiet überwiegend Einwanderer aus Hessen angesiedelt (1764-1768). Weitere deutsche Kolonien wurden zwischen 1765-1767 im Umkreis von St. Petersburg durch Hessen, Preussen, Württemberger (Schwaben) und Badener angesiedelt.
Um 1765-1766 wurde Riebendorf bei Woronesh durch Schwaben und der Belowesh-Kolonien bei Tschernigow durch Hessen und Rheinländer gegründet.
1782-1783 siedelten deutsche Kolonisten aus der Danziger Gegend im Schwarzmeergebiet, 1782 bei Cherson, 1783 bei Jekaterinoslaw (Dnjepropetrowsk).
1786-1789: Gründung von Alt-Danzig (1786), Fischerdorf und Josefstal bei Jekaterinoslaw durch Preussen und Schwaben.
1787-1791: Westpreussische Mennoniten gründen sechs Niederlassungen in Wolhynien.
Juni 1789: Mennoniten wandern nach "Neurussland" ein und gründen Chortitza ("Iltisbau") am Dnjeprufer. In St. Petersburg leben rund 17.000 Deutsche.
1794: Gründung der Hafenstadt Odessa.
6.9.1800: Gnadenprivileg Pauls I. zugunsten der Mennoniten; danach gründen sie die Halbstädter Kolonien und Gnadenfeld.
1802-1859: Fast 110.000 Deutsche wandern in den Süden Russlands (Schwarzmeergebiet) ein, darunter ein hoher Anteil von Schwaben (Württemberger) und Alemannen (Elsässer und Badener).
1803: Ansiedlung von Deutschen (meist Schwaben) in Odessa. Gründung einer evangelischen Gemeinde. Großliebentaler Kolonie und Neusatz auf der Krim von Schwaben aus Calw gegründet.
20.2.1804: Manifest Alexanders I. Einladung zur Ansiedlung Deutscher im Schwarzmeergebiet; Freistellung vom Militär.
1804: Prischiber Kolonien in Taurien bei Halbstadt und Liebentaler Kolonien bei Odessa durch Badener, Elsässer, Pfälzer und Schwaben gegründet.
1804-1810: Schwaben, Badener, Elsässer und Schweizer siedeln auf der Krim.
1808-1809: Kutschurganer und Glückstaler Kolonien im Odessagebiet von Badenern, Elsässern und Pfälzern gegründet.
1809-1817: Beresaner Kolonie; unter den Siedlern sind auch Bayern.
1812-1813: Vaterländischer Krieg. Türkei muss Bessarabien an Russland abtreten. Napoleon zieht in Moskau ein und wird anschließend geschlagen.
1814-1815: Wiener Kongress ("Neuordnung Europas"); Zar Alexander I. erhält als König von Polen das Gebiet Warschau ("Kongress-Polen").
1814-1824: Deutsche Ansiedlung in Bessarabien. Die Einwanderer bestehen hauptsächlich aus Schwaben, Pfälzern, Bayern, Mecklenburgern, Pommern, Schlesiern, Brandenburgern, Deutschen aus dem Warschauer Raum sowie einigen Sachsen. Gründung von Wittenberg (1814) und Leipzig (1815).
1816-1861: Westpreussen, Rheinländer, Pfälzer und Schwaben wandern in Wolhynien ein.
1816-1818: Landnahme von schwäbischen Separatisten im Südkaukasus.
1822-1831: Schwaben gründen Kolonien bei Berdjansk.
1823-1832: Katholiken und Lutheraner, vorwiegend aus Schwaben, gründen die Planer, Grunauer und Mariupoler Kolonien am Nordrand des Asowschen Meeres.
1831: Gründung von Neu-Stuttgart im Kaukasus.
9.11.1838: Zar Nikolaus I. bestätigt die Privilegien der Kolonisten.
1842: Kodifizierung aller Freiheiten, Pflichten und Rechte der Kolonisten; Verleihung der Bürgerrechte im ganzen Zarenreich.
1853-1856: Krimkrieg. Russland erleidet empfindliche Einbussen. 1855 Fall von Sewastopol.
1854-1861: Mennoniten aus Westpreussen gründen Kolonien bei Samara.
1861: Aufhebung der Leibeigenschaft über die russischen Bauern.
1863: Einwanderung von Schlesiern und Warschau-Deutschen nach Wolhynien. Hiermit endet 100 Jahre nach dem Manifest von Katharina II. im großen und ganzen die deutsche Einwanderung nach Russland.
1867: 2. Slawenkongreß in Moskau; Erstarken des Panslawismus (1826 von J. Herkel geprägter Begriff) unter russischer Führung.
1869-1873 Kronau-Orloff, Tochterkolonien von Prischiber und Halbstädter Mennoniten, gegründet.
18.1.1871 Gründung des Deutschen Reiches durch Bismarck.
4.6.1871 Aufhebung des Kolonialstatuts durch die Zarenregierung Alexanders II. Abschaffung der Selbstverwaltung der deutschen Gebiete. Beginn der Auswanderung nach Nordamerika.
1872-1873: Rund 13.000 Mennoniten wandern nach Nordamerika aus.
13.1.1874: Allgemeine Wehrpflicht eingeführt. Den Mennoniten bietet man als Ersatz den Dienst im Forstwesen an.
1874: Vermehrte Auswanderung nach Nord- und Südamerika.
1877-1878: Russisch-türkischer Krieg. Erster politischer Erfolg des Panslawismus. Deutsch-russische Entfremdung.
1879: Lage der Deutschen in Russland durch Bündnis Deutschlands mit Österreich verschlechtert.
13.3.1881: Thronbesteigung Alexanders III. Nach der Ermordung Alexanders II. beginnende Russifizierung durch einen offen gegen Deutschland gerichteten "Panrussismus".
1882: Deutsche Siedlungen (Tochterkolonien) bei Pischpek (Frunse) und Aulie-Ata (Dshambul) in Russisch-Turkestan.
1884: Deutsche Siedlungen bei Chiwa südlich des Aralsees.
1885: Gründung der evangelisch-lutherischen Kirche in Taschkent.
1887: Manifest Alexanders III.: "Russland muss den Russen gehören."
1891: Obligatorische Einführung des Russischen als Unterrichtssprache an den Schulen.
1893: Eine Welle des "Russismus" setzt ein. Die Namen der deutschen Siedlungsgebiete werden teilweise russifiziert.
1894: Der letzte russische Zar Nikolaus II. aus dem Hause Romanow-Holstein-Gottorp gelangt auf den Thron. Deutsche Siedlungen (Tochterkolonien) bei Orenburg.
1895: Deutsche Siedlungen bei Akmolinsk (Zelinograd) in der kasachischen Steppe.
1897: Nach einer Volkszählung leben 390.000 Deutsche an der Wolga, 342.000 im Süden Russlands, 237.000 im Westen Russlands und 18.000 in Moskau.
1901-1911: Rund 105.000 deutsche Siedler wandern aus Russland nach Amerika aus.
1903: Verbot der deutschen Ansiedlung in Turkestan. Judenpogrome in Bessarabien (Kischinjow).
1904-1905: Russisch-japanischer Krieg. Niederlage Russlands führt zu teilweiser Liberalisierung. Siedlungsstrom nach Sibirien in die Gebiete Omsk und Tomsk.
1906-1910: Agrarreform durch Ministerpräsident Stolypin (ermordet am 18.9.1911 in Kiew).
1906-1907: Deutsche Siedlungen bei Ufa im Westural (1906) und bei Aktjubinsk im Südural (1907).
1908: Geschlossenes deutsches Siedlungsgebiet bei Slawgorod in der Kulunda-Steppe.
1909: Gemäß dem Stolypin'schen Gesetz wandern massenweise neue Siedler nach Westsibirien und Nordturkestan und gründen neue Tochterkolonien (Pawlodar, Karaganda, Nowosibirsk, Krasnojarsk, Irkutsk u.a.).
1914: Nach einer Volkszählung leben in Russland insgesamt 2.416.290 Deutsche. Ohne das Baltikum, Ostpolen und Wolhynien sind es allein in Zentralrussland über 1.700.000 Deutsche.
1.8.1914: Beginn des I. Weltkrieges. Das Deutsche Reich wird zum Feind des Zarenreiches erklärt. Etwa 300.000 Deutsche dienen trotzdem in der russischen Armee. Obwohl sie russische Staatsbürger sind, wird ihr Grundbesitz beschlagnahmt. Die deutschen Ortsnamen werden 1914 durch russische ersetzt.
2.2.1915: Liquidationsgesetz: Die im Grenzstreifen bis 150 Kilometer lebenden Deutschen sollen nach Sibirien umgesiedelt werden. Über 50.000 Wolhyniendeutsche werden nach Sibirien verschleppt.
27.5.1915: Pogrome gegen Deutsche in Moskau. Viele Geschäfte werden geplündert, 40 Deutsche verwundet, drei ermordet.
15.3.1917: Abdankung Nikolaus II. durch die Februar-Revolution. Aufhebung der Liquidationsgesetze durch die Provisorische Regierung unter Ministerpräsident Lwow.
20.-23.4.1917: Erster gesamtdeutscher Kongreß in der Geschichte der Deutschen aus Russland in Odessa. Gründung eines Zentralkomitees aller Russlanddeutschen (86 Vertreter der deutschen Siedlungsgebiete aus 15 Gouvernements). 1. Kongreß der Wolgadeutschen in Saratow; 2. Kongreß der Wolgadeutschen in Schilling.
7.11.1917: Bolschewistische Oktoberrevolution in Petrograd. Beginn der Sowjetdiktatur Lenins. Sturz der Provisorischen Regierung unter Kerenski.
3.3.1918: Frieden von Brest-Litowsk zwischen Deutschland und Russland. Repatriierungsklausel zugunsten der Russlanddeutschen. Auf Wunsch werden von deutscher Seite Schutzbriefe an Volksdeutsche ausgestellt. Davon wissen aber nur sehr wenige, und es gelingt nur einzelnen Personen, in den Westen zu kommen. Verzicht Russlands auf das Baltikum und Polen. Bessarabien kommt zu Rumänien.
April 1918: Schaffung eines "Kommissariats für deutsche Angelegenheiten an der Wolga" unter Leitung von Ernst Reuter.
1918: Laut einer Volkszählung leben in Russland 1.621.000 Deutsche.
16.7.1918 Ermordung der Zarenfamilie in Jekaterinburg.
9.11.1918: Novemberrevolution in Deutschland. Abschaffung der Monarchie, Abdankung von Kaiser Wilhelm II. Trotzkis kommunistische "Permanente Weltrevolution" scheitert in Deutschland.
1919: Requirierung der gesamten Ernte durch die Bolschewiken. Aufstände im Odessaer Gebiet gegen die Armee der neuen Machthaber. Sogenanntes "Rotes Massaker" gegen die Bauern. Viele Männer werden standrechtlich erschossen.
1920: Schließung des katholischen Priesterseminars.
1921-1923: Größte Mißernte und Hungersnot, bedingt durch Revolution, Bürgerkrieg und Enteignung. Starke Auswanderung aus den Siedlungsgebieten. Die Bevölkerungszahl der Deutschen verringert sich um 26,5 Prozent.
1921-1927: Neue ökonomische Politik (NöP). Vorübergehende Erholung in den deutschen Gebieten.
16.4.1922: Rapallo-Vertrag zwischen dem Deutschen Reich und der Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik (RSFSR) durch Rathenau und Tschitscherin. Gegenseitiger Verzicht auf finanzielle Forderungen und Aufnahme von diplomatischen Beziehungen.
30.12.1922: 1. Sowjetkongress verkündet die Bildung der "Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken".
16.5.1923: Gründung des Allrussischen Mennonitischen Landwirtschaftlichen Verbandes.
9.11.1923: Erneuter Versuch von Sinowjew und Radek, in Deutschland die "Weltrevolution" fortzusetzen, scheitert.
16.1.1924: Gründung der Autonomen Sozialistischen Sowjetrepublik der Wolgadeutschen (ASSRdWD) mit der Hauptstadt Engels (Pokrowsk).
1926: Laut Volkszählung leben in der Sowjetunion 1.238.539 Deutsche. Letzte Versuche, über Sibirien und China nach Amerika auszuwandern. Die USA stellen in Wladiwostok Schiffe zur Verfügung. Ein Teil der Flüchtlinge wird unterwegs gestoppt und bei Omsk und Tomsk angesiedelt.
1927: Gründung des Deutschen Rayons im Altaigebiet. Deutsche Siedlungen am Amur; das sind zugleich die letzten Siedlungsneugründungen.
1928: Beginn der Kollektivierung, Deportation der enteigneten Mittelbauern in den hohen Norden und nach Sibirien. Schließung der Kirchen.
Ende 1929: Rund 14.000 Deutsche aus allen Teilen des Landes kommen nach Moskau in der Hoffnung, eine Ausreisegenehmigung zu erhalten. Nach langen Verhandlungen werden 5.671 in Deutschland - nur zur Durchreise! - aufgenommen und nach Nord- und Südamerika weitergeleitet. Die anderen werden gewaltsam zurücktransportiert.
1930: 50.000 Deutsche von der ersten Massendeportation betroffen.
1932-1933: Zweite sowjetische Missernte als Folge von Zwangskollektivierung und Enteignung. Ungezählte Deutsche an der Wolga und in der Ukraine sterben den Hungertod.
1933-1939: Terrorwelle sichert Stalins Alleinherrschaft. Das Moskauer Hotel "Lux" wird Exilort deutscher Kommunisten aus dem Mutterland.
1935: 600 Deutsche werden aus Aserbaidschan nach Karelien deportiert.
1936: Verband der Deutschen aus Russland e.V. in Deutschland gegründet.
1937-1938: Dunkelstes Kapitel für die Russlanddeutschen in der Vorkriegszeit. Zahlreiche Todesopfer unter der deutschen Bevölkerung während der stalinistischen "Säuberungen".
1938: In allen deutschen Schulen ausserhalb der Wolgadeutschen Republik wird Russisch bzw. Ukrainisch als Unterrichtssprache eingeführt.
1938-1939: Auflösung aller deutschen Rayons ausserhalb der ASSRdWD.
23.8.1939: Unterzeichnung des deutsch-sowjetischen Nichtangriffspaktes durch die Aussenminister von Ribbentrop und Molotow.
1.9.1939: Beginn des II. Weltkrieges. Nach einer Volkszählung leben in der Sowjetunion 1.424.000 Deutsche in überwiegend geschlossenen Siedlungen (95 Prozent Deutsch als Muttersprache).
1940: 80.000 Deutsche verlassen Bessarabien und siedeln sich im Wartheland (Warthegau) an. Bessarabien und die Baltischen Staaten werden der UdSSR einverleibt.
22.6.1941: Beginn des deutsch-sowjetischen Krieges. Odessa wird im Sommer von deutschen und rumänischen Truppen belagert und von der Roten Armee nach 69 Tagen aufgegeben. Deutsche von der Krim, aus dem Kaukasus und den Teilen des Schwarzmeergebietes östlich des Dnjeprs werden nach Sibirien und Mittelasien deportiert.
19.7.1941: Stalin übernimmt den Posten des Volkskommissars für Verteidigung und somit auch das Oberkommando über die Rote Armee.
8.8.1941: Einmarsch rumänischer Truppen im westlichen Schwarzmeergebiet; die Kirchen werden wieder geöffnet.
25.8.1941: Die Deutsche Wehrmacht besetzt Dnjepropetrowsk. Die Deutschen westlich des Dnjeprs entgehen weitgehend der Verbannung.
28.8.1941: Der berühmt-berüchtigte Erlaß des Obersten Sowjets der Sowjetunion führt zur Auflösung der Republik der Wolgadeutschen und zur totalen Deportation der Bevölkerung nach Sibirien und Mittelasien in die Lager der Trudarmee. Innerhalb von zehn Tagen werden rund 350.000 Wolgadeutsche in die Ostregionen der UdSSR verschleppt.
1941-1946: Knapp eine Million Russlanddeutsche sind vom Schicksal der Deportation betroffen. Eine Unzahl von Menschen fällt diesem Wahnsinn zum Opfer. Die Familien werden getrennt.
30.8.1941: Gebiet zwischen Dnjestr und Bug einschließlich Odessa unter rumänischer Verwaltung laut Vereinbarung mit dem Deutschen Reich. Das Gebiet nennt sich Transnistrien. Darin eingebunden sind die alten deutschen Mutterkolonien der Großliebentaler, Kutschurganer, Glückstaler und Beresaner. Ausstellung von Volkstumsausweisen an die deutsche Bevölkerung.
5.10.1941: Die Rote Armee verläßt das linke Dnjeprufer. Die Ukraine steht unter deutscher Verwaltung. Bildung des Reichskommissariats Ukraine unter Leitung von A. Rosenberg.
Februar 1943: Schlacht bei Stalingrad, Wende an der Ostfront.
März - April 1944: Mit dem Rückzug der Deutschen Wehrmacht werden rund 350.000 Deutsche aus der Ukraine und Transnistrien im Warthegau angesiedelt, einige von ihnen auch im Sudetengau. Erwerb der deutschen Staatsangehörigkeit.
10.4.1944: Rückeroberung Odessas durch die Rote Armee.
September 1944: ämtliche eingebürgerten wehrpflichtigen Männer werden eingezogen.
12.1.1945: Beginn der sowjetischen Winteroffensive. Flucht nach Westen. Ankunft in Dörfern in Sachsen, Thüringen und Brandenburg.
April 1945: Die Amerikaner besetzen ganz Thüringen und einen großen Teil Sachsens. Später, gegen Ende Juni 1945, ziehen sie sich zurück und überlassen Sachsen und Thüringen den Sowjets.
9.5.1945: Bedingungslose Kapitulation der Deutschen Wehrmacht in Berlin-Karlshorst.
5.6.1945: "Berliner Erklärung" der vier Siegermächte: Einteilung Deutschlands in vier Besatzungszonen.
Juni - Juli 1945: Massenweise Zurückverschleppung der Russlanddeutschen aus allen Besatzungszonen nach Sibirien und Mittelasien.
2.8.1945: Unterzeichnung des "Potsdamer Abkommens". Vereinbarung, daß jede Besatzungsmacht "ihre" Bürger ins eigene Land zurückbringen darf. Für jeden ehemaligen Sowjetbürger deutscher Nationalität, der aus Deutschland deportiert wird, werden 200 US-Dollar Kopfgeld als Kriegsschuld für Deutschland angerechnet.
1947: Durch eine Wirtschaftskrise und die Missernte von 1946 bricht in der UdSSR eine katastrophale Hungersnot aus. Gewaltige Zahl von Todesopfern unter den Russlanddeutschen in den Lagern der Trudarmee.
26.11.1948: Dekret des Obersten Sowjets: Verbannung der Russlanddeutschen auf "ewige Zeiten" festgeschrieben; Verlassen der Ansiedlungsorte ohne Sondergenehmigung mit Zwangsarbeit bis zu 20 Jahren bedroht.
23.5.1949: Verkündigung des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland.
21.9.1949: Gründung der Bundesrepublik Deutschland; einen Tag zuvor Bildung der ersten Bundesregierung unter Kanzler Adenauer.
7.10.1949: Gründung der Deutschen Demokratischen Republik.
22.4.1950: Beschluss zur Gründung der "Arbeitsgemeinschaft der Ostumsiedler e.V." in Stuttgart, Archivstraße 18.
5.8.1950: "Charta der deutschen Heimatvertriebenen" der Landsmannschaften der Vertriebenen in Stuttgart; Mitunterzeichner: Dr. Gottlieb Leibbrandt, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der Ostumsiedler (ab August 1955 Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e.V.).
15.10.1950: Erste Bundesdelegierten-Versammlung mit Konstitution in Kassel. Erster Bundesvorsitzender: Dr. Gottlieb Leibbrandt. Zu den Persönlichkeiten der ersten Stunde gehören ausserdem: Superintendent Johannes Schleuning, Pfarrer Heinrich Römmich, Studienrat Dr. Karl Stumpp, Gertrud Braun, Prof. Dr. Benjamin Unruh und Prof. Wilfried Schlau.
Ende 1950: 12,2 Millionen Vertriebene in Deutschland, davon 8,1 Millionen in der Bundesrepublik, darunter nur 70.000 Russlanddeutsche, also weniger als ein Prozent; in der DDR befinden sich 4,1 Millionen Vertriebene, darunter lediglich 5.000 Russlanddeutsche.
Dezember 1950: Erscheinen der ersten Ausgabe von "Volk auf dem Weg", der Monatsschrift der Landsmannschaft, damals noch als "Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft der Ostumsiedler" mit Sitz in Stuttgart.
12.5.1951: Erstes Bundestreffen der Russlanddeutschen (Ostumsiedler) in Stuttgart.
Quelle: Auszüge aus der Website www.deutscheausrussland.de/rusdeu.htm