Baum

(Anmerkung: Für ihre Forschungen um den Dettlingerhof in Westhofen gebührt dem Ehepaar Eichler eine besondere Anerkennung. Dieses Anwesen erinnert in erster Linie an die adeligen Herren von Dettlingen, ist aber darüberhinaus die einzige bekannte gemeinsame Stätte, an der sich sowohl die adeligen als auch die bürgerlichen Dettling in ihren jeweiligen Lebenskreisen trafen).

"Es hatten ferner die von DETTLINGEN in Westhofen einen schönen Edelsitz mit großen Gärten und einen Anteil des Zehnten zu Tränheim. Diese Güter gingen um das Jahr 1690 an die Grafen von Hanau-Lichtenberg über."

Diese Feststellung steht im Pfarrbuch der Grafschaft Hanau-Lichtenberg, Seite 341, von Alben Kiefer, Pfarrer in Balbronn, aus dem Jahre 1890. Der gleiche Text in der ,Geschichte der Stadt Westhoffen Seite 39 aus dem Jahre 1917 von Pfarrer Victor Nessmann.
Die Sache hatte aber einen Haken. Man kannte zwar die Residenzen der Muellenheim, die Rosenburg, ebenso die der Rathsamhausen, die heutige Mairie (Rathaus), auch die der Hanau-Lichtenberg, die alte Mairie. Aber den ehemaligen Standort der märchenhaften Residenz der ,,von Dettlingen" konnte niemand mehr beschreiben. Schnell schreitet die Vergessenheit fort, selbst wenn es sich einst um ein besonderes Kleinod im Ortsbild des kleinen Städtchens handelte. Doch Jeanne Eichler erinnerte sich an die Erzählungen ihres Großvaters Michael Dettling, geboren 1865, in denen er einen großen Ruinenplatz in der Westendstraße schilderte, den die Kinder von Westhofen zu ihrem bevorzugten Spielplatz nutzten. Er erinnerte sich auch an die Erzählung seiner Eltern, die diesen kahlen Platz als ehemaligen Standort eines wunderschönen Schlosses schilderten, das 1858 abgerissen wurde. Die Denkmalschützer von heute können eine solche Handlungsweise nur als absolutes Sakrileg einstufen, wenn man weiß, dai3 der damalige Besitzer in dem Schlosse einen Schatz vermutete, den er aber auch durch den Abriss nicht finden konnte. Die Steine davon wurden öffentlich versteigert und in allen Himmelsrichtungen für allerhand Umbauten genutzt. Daher findet man auch in manchen Gebäuden in Westhofen und Umgebung zahlreiche fein bearbeitete Steine mit Jahreszahlen von 1580, die nicht zu dem gesamten Stile des jeweiligen Gebäudes passen. Der Ruinenplatz lag 25 Jahre lang ohne Bestimmung wie eine klaffende Wunde im Dorf. Zunächst bestand ein Projekt für den Neubau einer katholischen Kirche, das aber wieder aufgegeben wurde. Schließlich wurde die Parzelle aufgeteilt in vier Bauplätze, worauf neue Häuser gebaut wurden, die jetzt den Platz füllen, wo einst das schöne Schlösschen gestanden hatte. So kann man die Feststellung von Pfarrer Nessmann in seinem erwähnten Buche unterstreichen: ,,Dieser Prachtbau fiel dem menschlichen Unverstand zum Opfer."

Durch Zufall fanden wir 1998 einen Grundriss- und einen Etagenplan dieses Schlosses, in den Archiven des Departements Bas-Rhin (Unter-Elsass), unter dem Aktenzeichen E2528: Dieser wertvolle Fund machte unseren heutigen Bericht erst möglich. Anhand dieser Aufzeichnungen kann das einstige Gebäude einigermaßen beschrieben werden. Im Stil der Renaissance zwischen 1550 und 1580 erbaut, besaß das Gebäude auf 30 m Länge drei Etagen, mit Erker vorne und Wendeltreppe hinten. Noch 1883 waren im Katasterbuch die Angaben über eine Zahl von 70 Fenstern, eine Torbogeneinfahrt (Portal oder Porche), ein großer Hof, Rundgang für den Verwalter, Scheune mit Tenne und Stallungen, sowie große Gärten die bis über den Dorfgraben reichten, eingetragen. Das Gewann heißt heute noch ,,Herrengärten“.

Noch vorhanden ist das Haus des Verwalters, ebenfalls mit Hof, Scheune und Stallungen, das von Michael Dettling 1704 gekauft wurde (siehe dort), (jetzt Charles Stentzel). Die einzigen Reste der Schlossbauten repräsentieren noch Grundmauern in 1,50 Meter Dicke des ehemaligen Keller, geringe Reste der Mauern von Scheune und Stallungen, darunter einige kunstvoll bearbeitete Hausteine. Von dem alten Ruinenplatz muss noch ein Foto existieren, das die Autoren noch bei einer alten Dame gesehen haben. Leider ist dieses Bild noch nicht wieder aufgefunden worden. Die Käufer und Bebauer der vier Bauplatzparzellen waren:

1. Geissmann Lazare (Jetzt Haus Kloeble)
2. Arbogast Michel (Jetzt Haus EichlerIDettling)
3. Engel Xavier Zimmermann (jetzt Haus Schweitzer)
4. Stenze1 Charles ( Bau einer Scheune).

Die ,von Dettlingen" als Besitzer des Schlössels:

1580 -1603 Johann Kaspar von Dettlingen, wahrscheinlich der Erbauer und erste Bewohner.
1603    Werner Cappel (Huissier), Gerichtsvollzieher unter den Grafen von Hanau-Lichtenberg
1603-1606      Johann Philipp Boos von Waldeck
1606-1659      Jakob und Philipp von Dettlingen
1659-1661      Anna Philippine von Dettlingen, starb 1661 nach nur zweijähriger Ehe, Gattin von Wolfgang von Dürckheim und Tochter von Philipp von Dettlingen
1661-1694      Meilach von Dettlingen (Bruder des Vorigen), Tätigte sehr viele Grundstücksgeschäfte, aber sein Wohnsitz hatte sich mehr zum Dettlingerhof in Straßburg verlagert.
1694    Verkauf des Schlössels an den Bankier Dietrich aus Straßburg.

Heute bleibt festzustellen, daß sich die Schicksale der adeligen und der bürgerlichen Dettling(en) in Westhofen und Scharrachbergheim mehrfach kreuzten. Auch in den Kirchenbüchern sind die Vertreter beider Familien aufgezeichnet. Nun ist noch, wie bereits erwähnt, die bürgerliche Seite hier vertreten, allerdings ruhen die Zukunftsaussichten des Dettling-Namens, nur noch auf wenigen Schultern.

Dettlingerhof01

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