Baum

(Auszug aus der Oberamtsbeschreibung Horb 1865)

Gemeinde II. Klasse mit 1144 Einw., wov. 28 Ev., a. Salzstetten, Pfarrdorf 1102 Einw., b. Heiligenbronn, Pfarrweiler, 4 Einwohner, c. Rissihof, Hof, 16 Einw., d. Mühle, 22 Einw.- Kathol. Pfarrei; die Evangel. sind nach Thumlingen, bzw. nach Pfalzgrafenweiler, Oberamt Freudenstadt, eingepfarrt.

Am östlichen Saume des Schwarzwaldes und zugleich an der westlichen Grenze des Oberamtsbezirks hat der Ort zwei Stunden nordwestlich von Horb eine erhöhte, gegen Südwesten geschützte Lage. Der große, meist gedrängt gebaute Ort trgät schon den Charakter eines Schwarzwalddorfes und besteht in der Mitte des Orts meist aus stattlichen Bauernwohnungen, während im nördlichen Theil desselben minder ansehnliche Häuser vorkommen.

In der Mitte des Orts steht die alte im gothischen Styl erbaute Pfarrkirche zur heiligen Agatha, an deren Stelle in nächster Zeit eine neue erbaut werden soll...


Alte Zeichnung vermutlich 1820 der alten Kirche erbaut 1480, abgebrochen 1893
(Salzstetten - Mein Heimatort S. 45)

Das Rath- und Schulhaus, welches 1853 sehr ansehnlich erbaut wurde, enthält im ersten und zweiten Stockwerk drei Schulzimmer und die Wohnungen des Unterlehrers und des Lehrgehilfen im dritten Stockwerk befinden sich die Gelasse für den Gemeinderath und die Wohnung des Schulmeisters.

Ein Gemeindeback- und Waschhaus und überdieß noch ein abgesondertes Waschhaus, wie auch ein Armenhaus sind vorhanden.

Von dem ehemaligen Schloß Tockenburg (jetzt Gasthaus zur Sonne) sind an der hinteren Seite des Gebäudes ein sehr altes rundes Thürmchen, ein Vorbau mit Rundbogenfries, eine Mauerecke mit Buckelsteinen noch vorhanden. An der Hausecke steht 1564 wohl das Jahr einer Veränderung des Schlosses. Über dem Eingang in die Scheune ist das Wappen der Herren von Schütz angebracht.

Der Ort ist sehr wasserreich und sechs laufende, zwei Schöpf- und fünf Pumpbrunnen liefern vortreffliches Trinkwasser in Fülle, überdieß sind zwei Wetten in nerhalb des Dorfs angelegt und 1/8 Stunde östlich desselben entspringt in einer starken Quelle der Brühlbach, welcher nahe seines Ursprungs eine Mühle mit zwai Mahlgängen und ein Gerbgang und eine Sägmühle in Bewegung setzt.

Vicinalstraßen bestehen nach Haiterbach, Altheim, Lützenhardt und Waldach.

Die Einwohner sind sehr kräftige, gesunde, und von Charakter offene, etwas derbe Leute, welche größtentheils an Alterschwäche sterben; sie finden ihre Hauptnahrungsquelle in der Landwirthschaft und ihre Vermögensumstände gehören trotz ihres großen Fleißes und ihrer Sparsamkeit zu den mittlmäßigen.

Der größte Güterbesitz beträgt 30 Morgen, der mittlere 15 Morgen und der geringste 1-2 Morgen. Viele suchen ihr Auskommen als Taglähner auswärts.

Die Gewerbe beschränken sich, mit Ausnahme der schon angeführten Mühlen, fünf Schildwirthschaften und zwei Krämern, nur auf die nöthigsten Handwerker.

Die Markung, welche zu den größten des Bezirks gehört, ist uneben und hügelig; der Boden ist minder fruchtbar und besteht aus den Zersetzungen des Wellenmergels, der Anhydritgruppe, des Hauptmuschelkalks und theilweise des bunten Sandsteins. Der schwer zu bebauende Boden wird durch kräftige Düngung zu verbessern gesucht, wobei man neben den gewöhnilichen Düngungsmitteln auch Gips, Dungsalz und Kompost anwendet; auch das Brennen der Felder ist theilweise noch üblich. Lehm wird 1/4 Stunde nördlich vom Ort gegraben. Der Feldbau wird im Dreiseldersystem, mit Anwendung des Hohenheimer- und des amerikanischen Pflugs so gut, als es die natürlichen Verhältnisse erlauben, betrieben.

Auf den Morgen rechtnet man Aussaat 8 Gri. Dinkel, 4 Gri. Weizen, 3 Gri. Gerste und 6 Gri. Haber; der durchschnittliech Ertrag wird zu 6 Scheffel Dinkel, 3-4 Scheffel Weizen, 34 Scheffel Gerste und 5-6 Scheffel Haber per Morgen angegeben.

In der zu 1/10 angeblümten Brache zieht man Kartoffeln, Futterkräuter, Ackerbohnen, Erbsen, Linen, wenig Reps und spärlich Hopfen. Flachs und Hanf wird für den eigenen Bedarf in Ländern gebaut. Von Bedeutung ist der Anbau des Weißkrauts, in welchem sich der Ort auszeichniet ud das Erzeugniß theilweie in die Umgegend und in'sBadische absetztz. Die hächsten Preise eines Morgens sind 400 fl., die mittleren 200 fl. und die geringsten 50 fl. von den Getreideerzeugnissen werden jährlich etwa 200 Scheffel Dinkel, 60 Scheffel Weizen, 150 Scheffel Haber und 60 Scheffel Gerste meist auf der Schranne in Freudenstadt abgesetzt.

Die im allgemeinen ergiebigen, durchaus zweimähdigen Wiesen, denen nur theilweise Wässerung zukommt, liefern gutes Futter und zwar durchschnittlich 25 Centner Heu und 15 Centner Oehmd per Morgen. Die Preise der Wiesen bewergen sich von 50-500 fl. per Morgen.

Die Obstzucht ist trotz des ziemlich rauhen Klimas gut und im Zunehmen begriffen; man zieht vorzugsweise spät blühende Mostsorten, Zwetschgen und Pflaumen. Baumschulen sind vorhanden. Das Obst bleibt im Ort.

Die Zucht der Pferde ist ganz unbedeutend, dagegen die des Rindviehs ziemlich gut; man hält einen kräftigen Landschlag mit Simmenthaler Kreuzung und hat zur Nachzucht drei Farren aufgestellt, die ein Bürger Namens der Gemeinde unterhält. Der Handel mit Vieh ist unbedeutend.

Auf der Weide, die Jährlich um 400 fl. an einige Bürger verpachtet ist, laufen 200 Stück Bastarde,; die wolle wird nach Nagold und Freudenstadt abgesetzt. Die Pferchnutzung sichert der Gemeindekasse eine Järliche Rente von etwa 300 fl.

Einige Schweinezucht ist vorhanden, indessen werden immer noch die meisten Ferkel aus Baden und Rheinbayern eingeführt und vorzugsweise für den eigenenn Bedarf gemästet. Von ärmeren Familien werden viele Ziegen der Milch wegen gehalten.

An Waldungen besitzt die Gemeinde 600 Morgen , deren Jährlicher, in 220 Klastern bestehender Ertrag, verkauft und der Erlös theils für Gemeindezwecke verwendet,, theils an die Bürger vertheilt wird, so daß jeder 10-12 fl. erhält.

Auf dem sog. Birkle (vermutlich Bürgle) erschließt sich dem Auge eine herrliche Aussicht an die Alp, von dem Dreifaltigkeitsbergkeitsberg bis in die Gegend von Gmünd.

(Quelle: Beschreibung des Oberamts Horb herausgegeben von dem königlichen statistische-topographischen Bureau Stuttgart Lindemann 1865, Neuausgabe 1964, Horst Bissinger KG, Verlag und Druckerei, 7031 Magstadt, Alte Stuttgarter Str. 39)

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