Baum

2017 feierte die St. Pantaleon Kirche in Dettlingen ihr 300 jähriges Jubiläum. Zu diesem Anlass verfasste unser Mitglied Karl Josef Dettling eine Festschrift die uns einen interessanten Einblick in die Geschichte gibt.

Dettlingen 01

Im 12. Jahrhundert wird der Ort Dettlingen erstmals erwähnt, dabei wurden Schreibweisen wie Tetilingen und Teilingun verwendet. Es gab sehr viele Schreibweisen bis sich letztlich 1432 die Schreibweise Dettlingen durchsetzte.
Ursprünglich war Dettlingen eine Filiale der Urpfarrei Oberiflingen. Im 13. Jahrhundert wird Dettlingen als selbstständige Pfarrei erwähnt. Rund 75 Jahre später löst sich die Pfarrei wieder auf, Dettlingen wurde wieder eine Filiale der Pfarrei Oberiflingen.
Dettlingen 02Nach der Reformation um 1520 wurde Oberiflingen evangelisch, Dettlingen blieb katholisch und wurde fortan vom Schlosskaplan aus Dießen versorgt.
Im Jahre 1857 konnte sich Dettlingen von der Pfarrei Dießen lösen und wurde zur eigenen Pfarrei erhoben. Der erste Pfarrer Xaver Kessler, aus Haigerloch- Gruol, der die Pfarrei von 1859 bis 1888 versorgte, wurde in Dettlingen beigesetzt, sein Grabmal ist auf dem Dettlinger Friedhof erhalten geblieben. In dieser Zeit entstand auch das prächtige Pfarrhaus, es wurde in den Jahren 1857 bis 1859 erbaut.
Dettlingen 03Unsere Pfarrkirche wurde von 1712 bis 1717 von der fürstlichen Abtei Kloster Muri in der Schweiz erbaut.Im Mai 1724 wurde die Kirche dem Schutzpatron St. Pantaleon geweiht.
Das Wappen des Klosters Muri mit der Jahreszahl 1717, dem Jahr der Fertigstellung der Kirche, war ursprünglich über dem Triumphbogen zum Chor angebracht. Bei der Kirchenrenovierung Mitte der sechziger Jahre, wurde das Wappen versetzt und über dem Zugang zum Turm angebracht.
Bemerkenswert ist, dass Dettlingen zusammen mit Dießen im Jahre 1708 in den Besitz des Klosters Muri überging, und bereits 4 Jahre später diese Kirche vom Kloster errichtet wurde.
Die sich in der Kirche befindenden Kunstwerke stammen zum Teil aus einem Vorgängerbau der heutigen Kirche.
Dies begründet sich aus einer Stiftung aus dem 15. Jahrhundert, auf die wir später noch einmal zurückkommen werden. Beginnen wir unseren virtuellen Rundgang durch unsere Kirche mit dem Blick auf den neugotischen Hochaltar, der zu einer der schönsten Arbeiten seiner Art in dieser Region zählt. Aus dem 16. Jahrhundert stammen der Schrein und die Figuren des Hochaltars.
 
Dettlingen 04
Auf der Vorderseite der Mensa sind drei Halbreliefs dargestellt. Es handelt sich dabei um Darstellungen aus dem Alten Testament.
 
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links „Melchisedek“ den König der Gerechtigkeit, in  der Mitte die „Opferung Isaaks durch Abraham“, rechts der „Prophet Zacharias“
 
Auf der Mensa aufgesetzt ist der Altarschrein, er ist in der Zeit um 1510 bis 1530 entstanden, in der Dettlingen zur Herrschaft Dießen und damit zum Ehingischen Adelsgeschlecht gehörte.
Das Gesprenge und der Unterbau sind neugotisch und dürften zur Zeit der Erbauung der heutigen Kirche entstanden sein.
Ein früherer Heimatforscher schreibt: „ Im Jahre 1865 am 3.Juli wurde in der Kirche zu Dettlingen ein neuer Hochaltar aufgerichtet“. In einer Aufzeichnung des Pfarrers Klek aus dem Jahr 1899 - er war Nachfolger von Pfarrer Kesseler -, ist eine Renovierung des Hochaltars im Jahre 1863 genannt. Dies ist auch auf der Innenseite des Altarsschreins so dokumentiert.
Der kunsthistorische Wert des Altars wird durch den mittleren Schrein mit all seinen Gemälden und Heiligen Figuren dargestellt.
Der Schrein soll im Jahre 1491 von Burkard von Ehingen zu Dießen und seiner Gemahlin Barbara von Neuneck gestiftet worden sein. Allerdings werden an dem Stiftungsjahr Zweifel erhoben, da der Altarschrein den Werken des „Heinstetter Meisters“ zuzuordnen ist, und dieser erst im Anfang des 16. Jahrhunderts in unserer Gegend tätig war.
Dettlingen 06Im mittleren Teil des Altars steht mittig die heilige Barbara, normalerweise steht bei derartigen Bildnissen der Kirchenpatron in der Mitte, doch hier wurde er von der Namenspatronin der Stifterin des Schreins - der heiligen Barbara - nach links außen verdrängt.
Die heilige Barbara wird oft mit einem Turm dargestellt, da sich nach einer altrömischen Geschichte folgendes zugetragen haben soll:
Ein Angehöriger der kaiserlichen Leibwache in Rom wollte seine Tochter Barbara mit einem Jüngling aus dem Kaiserhof verheiraten. Um die heranwachsende Jungfrau den Blicken derUmwelt zu entziehen, ließ er sie in einem Turm einsperren. In dieser Abgeschiedenheit bekannte sie sich gegen den Willen des Vaters zum Christentum, die drei Fenster im Turm stellen dieBekehrung zur heiligen Dreifaltigkeit dar.
Durch Martern und Peinigungen wollte sie der Vater wieder zurückbekehren, doch dies bestärkte sie in ihrem Glauben. Schließlich vollstreckte der Vater selbst das verhängte Todesurteil durch Enthauptung. Unmittelbar nach der Vollstreckung soll ein vom Himmel fallender Blitz den Vater ebenfalls erschlagen haben.
Links der heiligen Barbara sehen wir den Kirchenpatron, den heiligen Pantaleon. Er gehört zu den 14 Nothelfern und war Leibarzt des Kaisers Maximian. Er hebt seine Hände über den Kopf, die ihm als Marter mit einem Nagel auf das Haupt geschlagen worden waren. In den Händen im Schatten des Schnitzwerkes kaum sichtbar, ein Arzneifläschchen, als weiteres Attribut des wundertätigen Arztes. Rechts sehen wir den heiligen Valentin. Er war Bischof von Terni und hat Kranke geheilt. So sehen wir zu seinen Füßen einen Kranken liegen, den er geheilt haben soll.
Dettlingen 07Auf dem geöffneten linken Flügel sehen wir den heiligen Christophorus, den Familienpatron der Burkhards von Ehingen. Zu seinen Füßen kniet Burkhard von Ehingen in Ritterrüstung, das Ehingische Wappen deutet auf deren Herrschaft hin.
Dettlingen 08Auf dem geöffneten rechten Flügel sehen wir die gekrönte Mutter Gottes mit dem Jesuskind, zu deren Füßen die Stifterin „Barbara von Neuneck“ kniet. Die heilige Maria war die Schutzpatronin der „Herren von Neuneck“. Unten auf dem Bild sehen wir das Neuneckesche Wappen.
Die Darstellung der „Barbara von Neuneck“ ist sehr portraithaft und detailliert, so dass wir in ihr die eigentliche Stifterin des Altars sehen müssen. Burkhard starb im Jahr 1505, er war also zur Zeit der Entstehung des Altarsschreins bereits tot.
Hinter der Darstellung der Barbara erhebt sich eine kräftige Tanne und daneben ein dürrer abgestorbener Stamm ein Indiz dafür, dass sie ihren Mann überlebt hat. Die Anspielung wird
noch offensichtlicher, wenn man den linken Altarflügel betrachtet. Genau hinter Burkhard setzt Christophorus seinen Stab auf - es ist ebenfalls ein abgestorbener Stamm.
Dettlingen 09Auf dem geschlossenen rechten Flügel ist die Katharina und die heilige Ursula abgebildet, beide tragen Kronen als Hinweis auf ihre edle Abstammung, sowie auch die Stifterin „Barbara von
Neuneck“ von edler Herkunft war.
Auf dem geschlossen linken Flügel sind der heilige Sebastian und der heilige Georg in Ritterrüstung abgebildet. Beide Heiligen gehören ebenfalls zu den 14 Nothelfern und waren bei der Ritterschaft sehr beliebt.
Im Gesprenge des Altars sehen wir mittig den gekreuzigten Christus. Links davon ist die klagende Mutter Maria und rechts der Jünger Johannes abgebildet.
Verlassen wir nun den Hochaltar und gehen zu den anderen Kostbarkeiten unserer Kirche.
 
 
 
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Zwei Wandgemälde links und rechts des Triumphbogens von Herman Bantle aus dem Jahre 1915 zieren das Kirchenschiff.
Auf der linken Seite dargestellt „Der verlorene Sohn“ und auf der rechten Seite „Die Übertragung des Hirtenamtes an Petrus“
 
Dettlingen 11
 
Die Seitenaltäre stammen aus dem 19. Jahrhundert. Im Gesprenge des linken Seitenaltars ist die Geburt Christi dargestellt, mittig oben im Gesprenge steht eine Skulptur der heiligen Maria. Das Gemälde unten auf der Mensa zeigt „Die Vertreibung aus dem Paradies“.
Auf dem rechten Seitenaltar steht die gekrönte Muttergottes mit dem Kind Jesu, sie ist aus Holz geschnitzt und ist im 17. Jahrhundert entstanden Der Strahlenkranz wurde erst später ergänzt. Im Gesprenge sehen wir ein Gemälde das die „Beweinung Christi“ zeigt und oben steht der heilige Sebastian, dargestellt in seinem Martyrium mit Pfeilen durchbohrt. Auf der Mensa ein Gemälde das „ Den verlorenen Sohn“ aus dem Alten Testament zeigt.
Dettlingen 12
Links an der Wand
befindetsich die Kanzel,
diese stammt wie die
Seitenaltäre aus dem
19. Jahrhundert.
Die Kanzel besteht aus
dem reich gezierten
Kanzeldeckel, dem
Kanzelkorb auf einer
Säule stehend und dem
Kanzelaufgang.
Der Korb ist mit
4 Leinwandgemälden
versehen.
Dettlingen 13

Bei den Gemälden handelt es sich um die Darstellung der 4 Kirchenväter:

Dettlingen 14Von links : Ambrosius mit Buch und Feder, Hieronymus mit dem Totenkopf , Augustinus mit Herz, das von zwei Pfeilen durchbohrt ist und Gregor mit einer Taube auf der Schulter

Nun kommen wir zu einer weiteren Kostbarkeit unserer Kirche - dem Agathaschrein.
An der östlichen Wand des Kirchenschiffes fand der kleine Schrein mit der heiligen Agatha bei der letzten Kirchenrenovierung 1963 einen ehrwürdigen Platz. Der Schrein entstand im Jahr 1589, also in der Zeit als Dettlingen den „Herren von Wernau“ gehörte. Auf dem Giebelbrett des Schreins erinnert uns das Wernausche Wappen an deren Herrschaft. In Innern des Schreins steht die Figur der heiligen Agatha die aus der Zeit Ende des 16. Jahrhunderts stammt.
Die heilige Agatha gehört ebenfalls zu den 14 Nothelfern, sie steht gegen Krankheiten der Frauen, Brandgefahr, und Hungersnot.
Immer wieder stoßen wir auf die 14 Nothelfer, ein Hinweis dafür, dass diese in der damaligen Zeit eine bedeutende Rolle gespielt haben. Links der Heiligen Agatha sehen wir das Neunecksche Wappen und rechts das Ilingensche Wappen.
Die Abbildung dieser Wappen führen uns zurück ins Jahr 1457 in das Jahr in dem der Edelmann Pfost von Neuneck verstarb. Zu dieser Zeit gehörte Dettlingen und Dießen in den Besitz der Herren von Neuneck. Das Ilingensche Wappen erinnert uns an die Ehefrau des Junkers Hans Post von Neuneck „Agatha Feystin von Ilingen“, womit wir nun die Beziehung zur Heiligen Agatha, der Namenspatronin haben. Sie waren die Vorfahren der Stifterin des Schreins im Hochaltar „Barbara von Neuneck“. Auf dem rechten Flügel sind der heilige Georg, mit der Unterschrift „Patron zu Bittelbronn“ und auf der linken Seite der heilige Sebastian mit der Unterschrift „Patron zu Dettling“, mit dem wohl Dettlingen gemeint war, abgebildet. Der heilige Sebastian war wohl der Patron des bürgerlichen Dorfes Dettlingen.
Diesem dem sogenannten Agatha-Schrein in der Dettlinger Kirche wird eine besondere Bedeutung zugewiesen.
Schließen wir die Flügeltüren des Schreins, so kommt auf der Rückseite der beiden Türen eine auf Pergament geschriebene Stiftung zum Vorschein.

Darauf ist folgendes geschrieben:
In dem Jahr da man hat geschrieben, Tausend vierhundert fünfzig sieben,
da starb der Juncker Post von Neuneck gut, nach seinem Tod aus freiem Mut.
Sein hinterlassene Wittfrau Treu Frau Agatha ohne alle Scheu
Ein Feystin von Ilingen schon, die von Dettlingen und Bittelbronn
ein großes Stück Wald einnehmen lan, liegt auf Dettlinger Zwing und Ban.
Ist auf dem Hochberg genannt, der wird von ihnen Beiden samt
ewig genutzt in der Gemeind, samt der Mühlen zu Haugenstein
Dafür sei ihr dann schuldig sein, eine Jahrzeit zu Ehren sein.
Alle Jahr Sankt Agatha Tag die Jahrzeit zu feiern und danach
hier in Dettlingen wo sie begraben, ihr Gedächtnis auch zu geben
im Jahrtag mit der Seelenmess, die man zu vor verkünden lässt.

So kamen damals die Gemeinden Dettlingen und Bittelbronn über diese Schenkung der „Herren Pfost von Neuneck“ in den Besitz des Hochberger Waldes und der Haugenst einer Mühle, die Gemeinde Dettlingen, die den größten Teil einverleibte musste sich des alljährlichen Seelenamtes verpflichten.
Im Weiteren ist erwähnt, dass dieses Bildnis der Heiligen Agatha, von Gallus Weihung „Wernauischer Vogt“ zu dieser Zeit, zur Erinnerung an diese Schenkung, und aus katholischer Überzeugung zum Dank an die Erlösung aus dem „Luthertum“, in Auftrag gegeben wurde.
Abschließend beschreibt die Widmung die Geschichte der Heiligen Agatha außerdem ist auch ein Gebetstext zur Heiligen Agatha niedergeschrieben:
Hier ein kurzer Auszug:
Herr gibt uns Fried und Ewigkeit, in dieser Trübseligen Zeit
Erhalt uns Herr bei deinem Wort, Hilf dem Leib und Seelen dort
Und führ uns zu Sankt Agatha, so singen wir Alleluia
Zum Lob und Ehren deines Namens, wer das begehrt der spreche Amen.
Sankt Agatha die Auserkoren, von edlen Eltern ist gebornen.

Seit jener Zeit wird in der Dettlinger Kirche diese „Seelenmess“ zu Ehren der Pfost von Neuneck gehalten.
Zurück zur allgemeinen Geschichte muss noch folgendes erwähnt werden: Bemerkenswert ist die bis Anfang des 20. Jahrhunderts an stämmige Pantaleonspflege, über deren Gründung jedoch nichts Näheres bekannt ist. Jedenfalls war die Kirchengemeinde mit dieser Pflege eine der reichsten Kirchengemeinden in der Umgebung. Im Jahre 1800 besaß die Pantaleonspflege ca. 80 000 Gulden. Der Bau unseres Schul- und Rathauses im Jahre 1847 wurde von dieser Stiftung mit rund 12 000 Gulden mitfinanziert. Die Kosten für die Errichtung eines prächtigen Gemeindehauses wurden mit rund 17 000 Gulden veranschlagt. Auch überörtlich zum Teil bis nach Sigmaringen wurde auf diesen gut gründigen Fonds zu gegriffen. Die Inflation nach dem Ersten Weltkrieg ließ diesen gutgründigen Fonds leider dahin schmelzen.
Ein weiterer Zeitzeuge der Geschichte ist im Fuß des Kirchturmes verewigt. Rechts neben dem Eingang zur Kirche ist im Eck der Turmmauer in ca. 1,50 m Höhe ein Stück eines Buntsandsteines eingemauert, in den ein Kreuz eingemeißelt ist. Dies ist ein Teil eines sogenannten Sühnekreuzes, das in früheren Zeiten an der Stelle eines Unglückes vom Schuldigen aufgestellt werden musste. Dieses Kreuz stand ursprünglich unterhalb des heutigen Friedhofes am alten Weg nach Bittelbronn. In diesem Kreuz war ein Pflugschar eingemeißelt, der daran erinnern sollte, dass hier jemand mit einem Pflugschar zu Tode geschlagen wurde. Dettlingen war bis 1983 selbstständige Pfarrei, es waren bis dorthin 6 Pfarrer in der Pfarrei Dettlingen eingesetzt, wovon drei in Dettlingen ihre Grabstätte haben.

Turmurkunde

Im Originaltext von 1948 verfasst von Dr. Theol. Paul Keuchel
(Neu aufbereitet zum 300 -jährigen Kirchenjubiläum im Jahr 2017 von Karl Josef Dettling)

Im NAMEN des VATER + und des SOHNES + und des HEILIGEN GEISTES + AMEN

Mit Gottes Hilfe wurden in den ersten Novemberwochen des Jahres l946 die umfangreichen und gefährlichen Erneuerungsarbeiten am Kirchturm in Dettlingen vollendet. Mitte Januar 1948 hatten furchtbare Winterstürme die Blechverkleidung des Turmes aufgerissen und die darunter liegende Holzverschalung heruntergeschleudert. Es hatte sich gerächt, dass jahrzehntelang nichts Ausreichendes für die bauliche Unterhaltung des Turmes getan worden war. Das Unglück fiel in eine Zeit der Geldentwertung, in der keine Handwerker und kein Material zu bekommen waren. Am 21. Juni 1948 begann eine neue Geldwährung, aber auch eine große Geld knappheit. Trotzdem konnten 6000.- DM. (Deutsche Mark) Darlehen aufgenommen werden. Es halfen mit je 2000.- DM, vorschussweise aus: Der Allgemeine Katholische Kirchenfonds Sigmaringen (Rendant: Geistlicher Rat Direktor KARL KAUPP, ein Sohn unserer. Gemeinde) die politische Gemeinde Dettlingen und die Spar-und Darlehnskasse Dettlingen.
Aus dem im Geldwert stark dezimierten kirchlichen Fonds konnten nur 833.- DM beigesteuert werden. Der Schaden erwies sich als viel grösser, als die ersten Untersuchungen ergeben hatten. So war ein Hochgerüst auf der Wetterseite des Turmes unerlässlich. Am 8. September 1948 um 10 Uhr vormittags wurden die ersten Gerüststangen dazu gesetzt. Die Gerüsthöhe bis zum Turmhelm betrug 7 Etagen. Der am meisten beschädigte Turmhelm wurde ringsum eingerüstet. Das ergab bis zur Turmspitze nochmals 8 Etagen. Die seitlichen Streben des Hochgerüstes wurden vom geöffneten Kirchendach her eingesetzt. Am 22. September 1948 abends 19 Uhr war das ganze Gerüst fertig. Am Tage darauf wurden Turmkreuz und Wetterhahn heruntergelassen. Vom 23. bis 29. September wurden die Verputzarbeiten an der Wetterseite des Turmes ausgeführt. Gerüst und Verputz sind von Bauunternehmer OTTO KLEINDIENST aus Empfingen ausgeführt worden. Vom 4. bis 12. Oktober 1948 abends 18 Uhr dauerten die Zimmermannsarbeiten unter Leitung der beiden Zimmermeister KONRAD FASSNACHT und ALBERT STRAUB (beide aus Obertalheim) mit 3 Gehilfen.
Es mussten unter anderem erneuert werden:
3 Gratsparren von 15 m Länge 16/18,  Sparren von 6 bis 11 m Länge 16/18 ferner ein Teil des Kranzgebälkes auf dem der Turmhelm steht, sowie ca. 60 qm der Außenverschalung.
Alle diese schweren Balken wurden von den 5 Zimmerleuten unter Mithilfe von ca. 15 Männern aus dem Dorf von Hand, ohne jede Maschinerie, auf den Turm heraufgezogen. Eine äußerst mühsame und gefährliche Arbeit, die mit Gottes Hilfe, ohne jeden Unfall durchgeführt werden konnte. Die Schmiedearbeiten besorgte Schmiedemeister JAKOB KILGUS aus Schopfloch, die Flaschnerarbeiten von Flaschnermeister HERMANN LUST aus Dürrenmettstetten. Letzterer begann am 13. Oktober. Das ganze Blechdach des Turmhelmes wurde erneuert mit Eisenblech von 0,6 mm Stärke das zur Erhöhung der Lebensdauer zweimal mit Nitrolack gespritzt wurde. Malermeister HERMANN SCHWARZ aus Schopfloch hat die Zifferblätter der Turmuhr das Turmkreuz  - und den Wetterhahn sowie die 4 Türmchen auf halber Höhe des Turmhelmes neu angestrichen. Gott dem Herrn sei tausendfacher Dank gesagt, dass dies fast unmöglich scheinende Werk in so schwerer Zeit glücklich zu Ende kam! Späteren Generationen seien die Behörden und Personen genannt, die mit diesem Werk zu tun hatten.
Die Bauzeit fiel in die Regierung des Erzbischöflichen Kapitularvikars DR. WILHELM BURGER ,Freiburg i. Br. und in die Zeit der Wahl-und Konsekration und Inthronisation des neuen Erzbischofs DR. WENDELIN RAUCH gebürtig aus Zell am Andelsbach unweit Pfullendorf, wo der jetzige Pfarrherr von Dettlingen DR. THEOL. PAUL KEUCHEL bis September 1947 gewirkt hatte.
Einst Subregens und Priesterseminar der Dözese Ermland in Braunsberg, Ostpreussen, hatte er beim Ansturm der russischen Horden im Frühjahr 1945 unter grosser Lebensgefahr seine Heimat verlassen und über das Eis des zugefrorenen Frischen Haffes nach Süddeutschland fliehen müssen.
Das blühende Bistum Ermland fiel damals der entsetzlichen Grausamkeit des russischen Kommunismus zum Opfer. Der tatkräftige Bischof MAXIMILIAN KALLER überlebte das furchtbare Geschehen nur 2 Jahre. Er starb am 7. Juli 1947 am Herzschlag in Frankfurt a. Main. Auch dieses unsagbare Leid des deutschen Ostens sei der Turmurkunde, anvertraut!
Oberste kirchliche Baubehörde ist der Erzbischöfliche Oberstiftungsrat in Freiburg i. Br. Der Kirchenvorstand Dettlingen hat zum Vorsitzenden Pfv DR. THEOL. PAUL KEUCHEL, stellvertretender Vorsitzender ist Bauer JOSEF KAUPP, Mitglieder sind Bürgermeister HUBERT DETTLING, Posthalter NIKOLAUS SCHAEFER, Rentner PETER LEHMANN, Landwirt und Küfer JAKOB EPPLE, Mesmer ist Strassenwart PIUS DETTLING dessen Familie dieses Amt bereits 72 Jahre versieht. Die politische Gemeinde hat an ihrer Spitze Bürgermeister HUBERT DETTLING, Gemeinderäte sind: Bauer JOSEF KAUPP, Löwenwirt JOSEF SCHAEFER, Landwirt JOSEF LEHMANN, Landwirt STEFAN SINGER, Schreiner FRIDOLIN KAUPP, Gemeinderechner ist XAVER EPPLE. Die Spar- und Darlehnskasse Dettlingen wird, geleitet von dem Vorstand Bauer JOSEF KAUPP, Bürgermeister HUBERT DETTLING, Landwirt STEFAN SINGER, Geschäftsführer XAVER EPPLE. Der "Volksschule" Dettlingen steht vor Lehrer JOHANN FECKER.
Am Weltkrieg 1939 bis 1945 nahmen aus unserem Dorfe teil 51 Männer und Jungmänner teil, wovon l2 gefallen und 5 vermisst sind, 2 befinden sich noch in Kriegsgefangenschaft. Am Morgen des Kirchweihfestes im Jahre 1944 erfolgte ein Fliegerangriff auf die Bahnlinie nördlich des Dorfes. In derselben Woche wurde das dort liegende Bahnwärterhaus bei einen nochmaligen Fliegerangriff zerstört. Menschenleben waren dabei nicht zu beklagen. In der Nacht vom 5. auf den 6.März 1945 gingen etwa 500 m südöstlich der Kirche am Hochberg und am Viehtrieb ca. l0 Bomben nieder, wodurch etwa 50 Festmeter Holz im Gemeinde und Privatwald vernichtet wurden. Das Sakristeifenster wurde vom Luftdruck eingedrückt, die bunten Glasfenster am Hochaltar und einige Dächer im Dorf wurden beschädigt. Am 18.04.1945 abends 20 Uhr zogen die Franzosen ins Dorf ein. Sie unterhielten ca. l4 Tage hindurch bei uns eine Verpflegungsküche für durchziehende Truppen. Im August 1948 wurde der Gemeindewald an der Hochberghalde Abteilung 4d von den Franzosen kahl geschlagen. (ca. 600 Festmeter).
Die Regierung des Landes Hohenzollern wird geführt von Landeshauptmann MOSER und seinem Stellvertreter Oberbürgermeister MUELLER in Sigmaringen. Zur Zeit ist grosse Debatte über den staatlichen Zusammenschluss von Baden, Württemberg und Hohenzollern. Deutschland liegt schwer darnieder wie am Ende des Schwedenkrieges und ist seit Mai 1945 vollständig besetzt von 4 auswärtigen Großmächten (Amerika, Russland, England, Frankreich), die selber wiederum offensichtlich uneins sind und zu einem dritten noch grösseren Weltkrieg rüsten. Alle Welt zittert vor der kommenden allgemeinen Zerstörung durch den russischen Bolschewismus und der furchtbaren Atombombe. Unser glorreicher Hl. Vater Papst Pius XII. setzt sein Vertrauen auf das mütterliche Herz Mariens und sieht mit heiliger Gelassenheit dem Wogendrang der Zeiten zu. Möge Gott dieses friedliche Dorf vor neuen Kriegsschrecken bewahren! Holder Friede, süsse Eintracht, weilet, weilet freundlich über diesem Ort.

Dettlingen (Hohenzollern) im November 1948.

Der Kirchenvorstand:

Dr. heol. Paul Keuchel
Pfv Josef Kaupp,
Nikolaus Schäfer,
Peer Lehmann,
Hubert Detling

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Verfasst anlässlich des 300-jährigen Jubiläums der Pantaleon Kirche zu Dettlingen von Karl Josef Dettling, Dettlingen im Mai 2017

Quellen: Staatsarchiv Sigmaringen,Heimatbücher der umliegenden Ortschaften, Buch „Das Oberamt Haigerloch“, Zeitungsartikel und private Unterlagen.

Fotos: Karl Josef Dettling

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